AKKORDE FLÜSSIG WECHSELN
Was die Lehrbücher nicht lehren
Du übst brav deine Akkorde und versuchst dich an den ersten Songs, doch es sind immer wieder die selben Akkordwechsel, die einfach nicht flüssig funktionieren wollen?
Die schlechte Nachricht ist: Das ist am Anfang ganz normal.
Die gute Nachricht ist: Das ist nur deshalb so, weil dir keiner sagt, dass das nicht so ganz stimmt.
Die Lösung
Beginnen wir mit dem größten Problem. Uns wird gesagt, dass wir die Akkorde lange üben müssen, bevor wir sie flüssig wechseln können. Das zweit Größte ist, dass wir das glauben und mit dieser Einstellung beginnen, die Akkorde zu üben. Dadurch setzen wir nun auch noch das Ziel, lange für einen flüssigen Akkordwechsel zu brauchen. Und schon bestätigen wir die Vorhersage des weisen Lehrers. Kommen wir nun zur Lösung:
Die gängigste Art zu üben ist, einen Akkord zu greifen, Rhythmus spielen, Rhythmus macht Pause während wir umgreifen, neuer Akkord liegt richtig und weiter geht's. Das machen wir so lange im Kreise, bis wir keine Lust mehr haben. Doch was passiert bei dieser Art zu üben? Es klingt unscheinbar, doch ist es der Kern des Problems: Wir geben unseren Fingern so viel Zeit wie sie wollen. Wir setzen kein konkretes Ziel, das bedeutet, das Ergebnis des Übens ist völlig offen. Stell dir vor, du müsstest um 7:30 Uhr auf der Arbeit oder in der Schule erscheinen. Du weißt das, stellst dir aber keinen Wecker sondern versuchst eben möglichst rechtzeitig aufzustehen. Du wirst natürlich jedes Mal bei der Arbeit oder in der Schule aufkreuzen, mal früher mal später. Doch was denkst du, wie lange es dauern wird, bis du zufälligerweise so oft rechtzeitig aufgestanden bist, dass sich dein Körper daran gewöhnt und versteht, dass er täglich zur selben Uhrzeit aufstehen muss und nur begrenzt Zeit hat um wach zu werden und in Bewegung zu kommen, um stets pünktlich anzukommen?
Übertragen wir das auf den Akkordwechsel. Wir müssen einen exakten Zeitpunkt festlegen, zu dem wir den Sprung zum neuen Akkord korrekt ausgeführt haben wollen. Diesen Zeitpunkt definiert man am einfachsten über die Zählzeiten. Wir können unserer linken Hand jetzt genau darüber informieren, wann die Bewegung ausgeführt sein soll. Nun legen wir den Zeitpunkt fest, an dem wir zum Wechsel ansetzen und unsere Finger bewegen. Auch ihn definieren wir über die Zählzeiten.
Beispiel:
Zeitpunkt Ausführungsende: 1
Zeitpunkt Ausführungsstart: 4
Nun können wir unseren Fingern sagen, wie viel Zeit sie sich nehmen dürfen. Wir zählen also möglichst gleichmäßig: 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, ... springen bei 4 und versuchen bei 1 zu landen. Mit jeder Wiederholung, jedem konzentrierten Versuch, auf der 1 zu landen, werden unsere Finger besser verstehen, wie schnell sie sich bewegen müssen und wie sie dies am besten tun, um das Ziel zu erreichen. Unser Körper folgt stets unserem Geist, wir werden also immer schneller, weil unser Körper unsere Vorstellung verwirklichen will, er hat keine andere Wahl, es sei denn, wir geben sie ihm.
Unsere Bewegung wird sich desto eher verbessern, je klarer wir das Ziel setzen, in dem wir z.B. die Zahlen laut sprechen, mit dem Fuß mit stampfen und die rechte Hand konsequent schlagen lassen. Wichtig ist, dass die Zeit, die wir uns zum wechseln geben immer gleich lang oder kurz ist, nicht zu schnell oder zu langsam ist und regelmäßigen angepasst wird. Das beste Hilfsmittel, um das kontrolliert zu tun, ist ein Metronom... und eventuell ein Lehrer, der damit umgehen kann.
Jetzt ist euer Ziel klar definiert, ihr seid fokussiert und alle Konzentration fließt in eine Richtung. Ihr nehmt euren Fortschritt selbst in die Hand und hört auf in vermeintlichen Grenzen zu denken.
Mit diesem System lernt ihr die Akkorde effektiver, schneller, bewusster, korrekter und trainiert gleichzeitig das laute Zählen, das Tempo zu halten und euch nicht irritieren zu lassen, wenn ein Akkord mal nicht gleich sitzt. Das sind alle samt wertvolle und wichtige Dinge!
Josha Winkler, 24.01.2024